5 Fragen zu Diversity an Jochen Haug, Vorstand in der Allianz Versicherungs-AG
Allianz Deutschland | München | Juli 2020
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Jochen Haug, Vorstand in der Allianz Versicherungs-AG und Mitglied im Global Inclusion Council, hat in einem Interview mit ZEIT CAMPUS über Diversity in der Allianz gesprochen. Herr Haug macht deutlich, wieso diverse Teams erfolgreicher sind als homogene, mit welchen Maßnahmen Vielfalt in der Allianz gefördert wird und vor welchen Herausforderungen wir noch stehen. Sein Fazit lautet: „Wir sind alle Teil der Allianz Familie und die soll bunt sein!"
Was verstehen Sie, Herr Haug, unter dem Thema Diversity?
Für mich bedeutet Diversität, wenn Unterschiedlichkeit gemeinsam wirkt. Wenn die Violinspielerin mit dem Fußballspieler zusammenkommt und etwas Neues entsteht. Ich finde, dass das Wort Unterschiedlichkeit viel besser passt als Verschiedenheit – mit diesem Ausdruck verspüre ich doch eine starke Abgrenzung. Dafür muss man wissen, dass ich in meinem beruflichen Werdegang selbst von Vielfalt geprägt bin und durch verschiedene Stationen in der Allianz-Welt sehr viel Vielfalt erfahren habe. Dabei habe ich gemerkt, dass wirklich gelebte Diversität zu schlagkräftigeren, kreativeren und innovativeren Teams führt. Jede:r unserer Mitarbeiter:innen bringt einen anderen Hintergrund mit an den Tisch, wobei Hintergrund sich nicht nur auf Kulturkreis und Religion bezieht. Ich meine damit Studienhintergrund, Reisehintergrund, Familienhintergrund, und und und. Natürlich kann auch ein Team mit sechs männlichen, deutschen, 50-jährigen Juristen und BWLern erfolgreich sein, aber sie sind eben viel eingeschränkter in ihren Denk- und Sichtweisen. Einem bunt gemischten Team, zum Beispiel mit einem IT-Experten, einer Juristin, einer Ärztin, die 5 Jahre in China gelebt hat, und einem Versicherungskaufmann mit südamerikanischem Hintergrund fällt es im Vergleich vermutlich viel einfacher, ausgetretene Pfade zu verlassen, kreative Ideen entstehen zu lassen und Neues zu wagen. Ich bin überzeugt von diesem ganzheitlichen Faktor und das ist für mich der Kern von Diversität und seinen Vorteilen im Arbeitskontext.
Wie hebt sich die Allianz beim Thema Diversity & Inclusion von anderen Unternehmen ab?
Zunächst einmal: niemand ist perfekt. Jede Firma – egal wie fortschrittlich sie schon ist – hat noch einen Weg vor sich. Was ich bei der Allianz ganz stark spüre ist, dass wir Diversity nicht nur als offizielles Bekenntnis in irgendwelchen Statuten haben, sondern dass wir diese Vielfalt ernsthaft leben. Das heißt nicht, dass alles funktioniert und alles gut ist. Es gibt sicher Situationen, in welchen es noch natürlicher im (Arbeits-)Alltag Einzug halten kann, aber ich merke auch, dass unsere Welt heute schon eine ganz andere ist als noch vor fünf Jahren. Das liegt zum einen sicher an der Erwartungshaltung von Bewerber:innen, aber eben auch an einer neuen Generation von Führungskräften und Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Früher hatten viele bei uns einen ähnlichen Werdegang und sind mit einer Ausbildung gestartet. Wenn man mal in einem anderen Versicherungsunternehmen unterwegs war, war man schon fast ein Exot. Heute ist das ganz anders: Wir haben Mitarbeiter:innen mit unterschiedlichen Ausbildungsberufen, Studiengängen, Auslandserfahrungen und Quereinsteiger, die alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Nicht umsonst werden wir auch „das Haus der 100 Berufe“ genannt. Zum einen ist unser Aufgabengebiet in der Versicherungswelt so vielseitig, dass wir unterschiedliche Expertisen benötigen und zum anderen wollen wir genau diese Vielfalt leben.
Mit welchen Initiativen fördern Sie Vielfalt innerhalb der Allianz?
Zunächst einmal sind wir in der globalen Allianz Gruppe ein enorm vielfältiges Unternehmen: Wir sind in über 70 Ländern vertreten und beschäftigen über 147.000 Mitarbeiter:innen weltweit. Gemäß unseres globalen Purpose „We secure your future“ sind wir jederzeit an der Seite unserer Kund:innen und übernehmen dabei auch gesellschaftliche Verantwortung. Neben den eher typischen Initiativen, wie zum Beispiel Frauennetzwerke, unser LGBT+ Netzwerk, den barrierefreien Arbeitsplätzen oder unserer Beteiligung am Christopher Street Day, sind es die kleineren und besonderen Aktivitäten, die mich beeindrucken: Wettbewerbe an den Standorten, Aktionen in unseren Mitarbeiterrestaurants mit Gerichten aus einer diversen Welt, Einbindung von Auszubildenden durch die Diversity-Challenge mit dem Verein Charta der Vielfalt oder Events, wie beispielsweise am Tag der Menschen mit Behinderung. Das sind ganz viele detaillierte Initiativen, die zeigen, dass die Aktivitäten in den letzten Jahren enorm zugenommen haben. Nicht, weil es „en vogue“ ist oder man den Haken setzen muss, sondern weil es spannend ist, weil es Spaß macht und weil viele daran glauben. Außerdem wird der Austausch zwischen den einzelnen Allianz Ländereinheiten immer bedeutender – sowohl für die Qualität der Arbeit als auch zur Förderung von noch mehr Vielfalt.
Und wie können sich die Mitarbeiter:innen einbringen?
Einbringen kann sich jede:r einzelne zum Beispiel auf unserer Diversity-Seite im Intranet, über die Netzwerke oder noch viel besser im täglichen Miteinander mit Kolleg:innen: im Teammeeting, in unseren Mitarbeiterrestaurants oder im Fahrstuhl. Denn dort erlebt jede:r von uns ein inklusives und vielfältiges Miteinander.
Das Wichtigste ist also die Frage: Welche Einstellung habe ich zum Thema Diversity und wie gestalte ich meinen Alltag mit meinen Mitmenschen? Habe ich vielleicht doch das ein oder andere Vorurteil, bei dem ich mich ertappe? Ich sehe das so: Wir sind alle Teil der Allianz Familie und die soll bunt sein. Dieses Bild finde ich einfach schön. Dazu gehört auch, dass man mutig nach vorne geht. Denn nur so kann man Bewährtes infrage stellen und sich trauen, neue Wege zu gehen, um mit einem starken und vielfältigen Team die Zukunft der Versicherungswelt zu gestalten.
Wir haben über viele positive Signale gesprochen. Aber – ganz ehrlich – welche Herausforderungen sehen Sie für die nächste Zeit? Wie wollen Sie die Entwicklungen fördern?
Ganz klar: Vielfalt muss bei uns Alltag sein – und mit „uns“ meine ich sowohl die Gesellschaft als auch die Allianz. Das Thema muss über Projekte und Initiativen hinaus gehen und fest als Normalität verankert sein. Unsere jährliche Mitarbeiterbefragung bildet dafür ein gutes Stimmungsbarometer der Belegschaft. Ich bin froh, dass wir hier immer wieder hohe Zustimmungswerte auf die Frage, „inwiefern wird Vielfalt gefördert“ erhalten.
Wir schaffen für unsere Mitarbeiter:innen ein Zuhause, in dem jede:r sich so entfalten und die eigenen Stärken oder Fähigkeiten einbringen kann, wie er/sie sich das wünscht – ein Arbeitsumfeld, welches frei von Vorurteilen jeglicher Art ist. Ganz nach unserem Arbeitgeberversprechen: home for those who dare.
Ein Hebel kann außerdem moderne Führung sein. Ich denke, das Bild der klassischen Führungskraft muss sich verändern. Tatsächlich haben wir uns hier auch schon mit Frau Dr. Sandra Plato und ihrem Team auf den Weg gemacht und begleiten unsere Führungskräfte mit einer Leadership-Initiative, die genau dahingehend Impulse setzt. Und auch die Vorstandsmitglieder bei der Allianz Deutschland haben sich im vergangenen Jahr schon deutlich verändert – mit Nina Klingspor, Katja de la Viña und Aylin Somersan Coqui wurden drei weibliche Vorstandsmitglieder in unser Management berufen. Wenn Vielfalt und Inklusion fest in unseren Werten und Zielen verankert sind und über alle Ebenen hinweg gelebt werden, dann können wir was erreichen. Ich sage immer: „walk-the-talk“. Dann können wir nach und nach Diversität und Inklusion durchweg als echten Mehrwert etablieren.
Ein schönes aktuelles Beispiel ist die Unterzeichnung der LGBTQ „Standards of Conduct" der Vereinten Nationen durch die Allianz Gruppe. Dies ist ein weiteres Signal für eine inklusive Umgebung für Kund:innen, Mitarbeiter:innen und die Gemeinschaft. Mit einer offenen und aufgeschlossenen Unternehmenskultur möchten wir Veränderungen auf Augenhöhe begegnen und die Vielfalt fordern und fördern.