Geteilte Arbeit, doppelt durchstarten!

Allianz Deutschland | München | März 2023

Lesedauer ca. 8 min

Mitarbeiter:innen befinden sich entlang ihrer Karrierelaufbahn in unterschiedlichen Lebenssituationen. Wenn Menschen also ihre Lebensphasen verändern, dann dürfen das auch die Arbeitsmodelle. Jobsharing ist nicht nur ein Trend im New Work Kontext, sondern bietet die Möglichkeit verantwortungsvolle Aufgaben zu zweit im Tandem, dauerhaft oder über einen bestimmten Zeitraum in Teilzeit zu übernehmen.

Flexible Arbeits- und Führungsmodelle sind der Allianz wichtig. Seit Mai 2022 gibt es daher auch das Jobsharing für Führungskräfte. Die ersten Tandems haben sich bereits gefunden.

Wie funktioniert Jobsharing bei der Allianz?

Wie der Name schon vermuten lässt, teilen sich beim Jobsharing zwei Arbeitnehmer:innen einen Vollzeit-Arbeitsplatz. Das gebildete Tandem teilt sich dabei die Aufgaben und Verantwortungen einer Fach- oder Führungsposition.

Klassischerweise ist das Jobsharing auf Führungsebene gleichberechtigt, d.h. 50/50 oder auch 60/60. Es besteht ein regelmäßiges Anwesenheitsmodell, in dem sich die Anwesenheiten mindestens um einen Tag überschneiden. Hierbei ist ein hoher Abstimmungsbedarf zwischen den beiden „Job-Partnern“ hinsichtlich der Arbeitszeiten und den Arbeitsinhalten erforderlich. Die Übergabe funktioniert sinnbildlich wie beim Staffellauf, die Themen werden von einem an den anderen Tandempartner übergeben.

Welche neuen Wege die Allianz als Arbeitgeber geht, zeigen Andrea Timpe und Markus Mündel. Sie sind im September 2022 als Führungsduo bei der Allianz Kunde und Markt GmbH gestartet.

Andrea: „Ich war sofort begeistert von der Idee, als Markus vorgeschlagen hat, ob das nicht ein Modell für uns sein könnte. Und unser Chef Olaf Tidelski hat das von Anfang an unterstützt. Für mich als Mutter ist es eine super Möglichkeit, eine anspruchsvolle Stelle mit familienfreundlichen Arbeitszeiten zu kombinieren. Daher arbeite ich derzeit 80 Prozent, 60 Prozent in der Teamleitung Kundensicht und Testing gemeinsam mit Markus, und 20 Prozent in übergreifenden Projekten.“

Markus: „Auch für mich passt das Angebot genau zu meiner derzeitigen Situation: Parallel zur Teamleitung Kundensicht und Testing bin ich auch als Geschäftsführer von DrivenBy, einem Spin-off der Allianz Kunde und Markt GmbH, tätig. Durch das Jobsharing habe ich nun die Möglichkeit, mehr Energie in den Aufbau der DrivenBy zu stecken, ohne dass das Team darunter leiden muss.“

Das Tandem zeigt, dass Jobsharing nicht nur flexiblere Arbeitszeiten für Mütter in Teilzeit bietet, sondern auch in vielen weiteren Lebenssituationen eine Bereicherung darstellen kann. Markus ist ein hervorragendes Role Model dafür, wie durch Jobsharing “best of both worlds” genutzt werden kann.

Wie hat euer Team das Jobsharing-Modell angenommen?

„Das Team war von Anfang an offen und neugierig, auf die neue Konstellation. Gleichzeitig war es auch allen wichtig, Klarheit über Rollen und Zuständigkeiten zu haben – an wen muss man sich beispielsweise mit welchem Thema wenden. Bisher werden uns vor allem die Vorteile davon zurück gespiegelt, zwei Ansprechpartner mit unterschiedlichen Skills zu haben.”

Jobsharing ist nicht gleich Jobsharing

Es gibt verschiedene Modelle, in denen Jobsharing umgesetzt werden kann: Job-Pairing, Top-Sharing oder Job-Splitting.

So vielseitig die Modelle im Jobsharing sind, so sind es auch die Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeiten. Eva Grenz ist im Juli 2022 mit ihrem Tandem gestartet und hat sich ganz bewusst für ein weniger verbreitetes Modell entschieden. „Unser Modell haben wir uns von einem Tandem bei der Deutschen Bahn abgeschaut. Wir arbeiten beide 60/60 im Wochenwechsel, d.h. ein Tandempartner übernimmt jeweils eine Woche von Dienstag bis Freitag. Montags findet immer unsere Übergabe statt und hier stimmen wir uns im Weekly mit dem gesamten Team ab – das funktioniert für uns super!“

Erfolgsfaktoren Jobsharing

Ein erfolgreiches Jobsharing-Arrangement kommt nicht von selbst zustande. Es gibt einige Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um sicherzustellen, dass das Modell funktioniert. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:

  1. Vertrauen: Eva Grenz sieht Vertrauen als wesentlichen Erfolgsfaktor:„Unsere Erfahrungen sind bislang durchweg positiv. Dies liegt sicherlich auch daran, dass wir uns gegenseitig jederzeit aufeinander verlassen können und uns vollkommen vertrauen. Das gilt nicht nur in Schönwetterphasen, sondern wir stehen auch gemeinsam dafür ein, wenn mal ein Fehler passiert. Es muss einfach auch menschlich passen – insbesondere was die gemeinsamen Wertvorstellungen angeht.“
  2. Coaching: Wenn das Jobsharing für die Partner ein neues Arbeitsmodell darstellt, ist es hilfreich einen Coach in das Modell einzubauen, empfiehlt Eva Grenz.„Wir haben uns vor dem Start im Jobsharing einen externen Coach geholt, um die strukturellen und organisatorischen Grundlagen festzulegen. Wir haben auch darüber gesprochen, wie wir mit Konfliktsituationen umgehen. Das hat uns viel Effektivität geschenkt.“
  3. Reflektion und Feedback: Das gemeinsame Reflektieren und permanentes Feedback führt zu einer extrem steilen Lernkurve, gerade zu Beginn des Jobsharing Modells​​​​​​​Johanna hat 5 Jahre im Jobsharing gearbeitet, sie sieht zwei große Vorteile in diesem Modell.

Vorteil des Jobsharings:

„Es ist immer jemand da und so blieben auch während den Abwesenheiten eines Tandempartners keine Aufgaben liegen und das Team hatte zu jeder Zeit einen Ansprechpartner. Zudem ist man nie allein. Bei Herausforderungen oder Konflikten hatte ich immer einen Sparringpartner, das empfand ich als sehr wertvoll.“

Die Vorteile des Jobsharings sind vielfältig. So ist es nicht nur die Flexibilität, die damit einhergeht, sondern auch der Erfahrungsaustausch innerhalb der Tandems. Dieser bietet sowohl den Jobsharing-Partnern selber, aber auch dem gesamten Team einen enormen Mehrwert. Insbesondere, wenn generationsübergreifende Tandems zusammenkommen, denn die verschiedenen Perspektiven können für das Team unheimlich bereichernd sein.

Im Thema Jobsharing sind wir noch längst keine Experten, sondern „wir befinden uns aktuell noch auf der Landstraße und noch nicht auf der Autobahn“, beschreibt es Eva Grenz treffend.

Stefanie und Mihael arbeiten ebenfalls als Tandem bei der Allianz und sind der Meinung, dass es folgendes braucht, um Jobsharing noch weiter zu verbreiten:

„Jobsharing muss eine echte Alternative sein, die kulturell und systemseitig anerkannt ist. Das fängt bei der Talententwicklung und Nachfolgeplanung an, geht über die Stellenausschreibung und Besetzung, bis hin zur operativen und technischen Umsetzung von einem Jobsharing-Modell. Jobsharing muss aktiv gelebt und von allen Seiten (Tandem, deren FK und Team, Personal, etc.) kommuniziert werden, damit es als Option für Karriereentwicklung im Unternehmen einen Platz findet.“

Den ersten Schritt sind wir bereits gegangen und bieten Jobsharing unseren Führungskräften an. Weltweit haben sich bereits über 50 Tandems gefunden, welche die Vorteile des Jobsharings für sich nutzen. Damit wollen wir Erfahrungen sammeln und arbeiten parallel an den Voraussetzungen, dass auch unsere nichtleitenden Kolleg:innen bald diese Option wahrnehmen können.

  • Andrea und Markus

    Andrea und Markus sind im September 2022 als Führungsduo bei der Allianz Kunde und Markt GmbH gestartet.

    Vertrauen, gemeinsame Werte und Begegnung auf Augenhöhe sind für die beiden wichtige Erfolgsfaktoren, damit die Zusammenarbeit im Jobsharing erfolgreich ist.

  • Stefanie und Mihael

    Als Jobsharing-Tandem arbeiten Stefanie und Mihael seit 01.09.22 zusammen.

    Für ihr Team ist die geteilte Führungsposition eine Bereicherung, die neue Perspektiven und Fähigkeiten ins Team bringt.